Vorbericht „Main-Echo“ zum Spitzenspiel des 16. Spieltag

Brücken braucht ein Bollwerk

Die Fie­ber­kur­ven ver­sp­re­chen ein hei­ßes Du­ell. Ab­ge­se­hen von ganz we­ni­gen Aus­schlä­gen nach un­ten ging es für Ein­tracht Men­s­en­ge­säß und Vik­to­ria Brü­cken paral­lel ste­tig nach oben in der Fuß­ball-A-Klas­se-Aschaf­fen­burg 1. In der ers­ten Sai­son­hälf­te ha­ben bei­de Mann­schaf­ten nur ei­ne Nie­der­la­ge kas­siert. Zum Rückrun­den­start am Sonn­tag sinnt der Ta­bel­len­zwei­te Brü­cken zu Hau­se auf Re­van­che ge­gen Spit­zen­rei­ter Men­s­en­ge­säß.

»Wir haben etwas gutzumachen und peilen natürlich einen Heimsieg an«, sagt Viktoria-Pressewart Steffen Heininger. Beim 1:2 zum Saisonauftakt habe sich Brücken »praktisch selbst geschlagen. Wir dürfen uns auf keinen Fall individuelle Fehler wie im Hinspiel erlauben.«

Eintracht mit starker Defensive
Vor drei Monaten brachte Andreas Jung – mit zwölf Toren erfolgreichster Schütze der Eintracht – Mensengesäß mit einem Doppelpack in der 1. und 10. Minute in Führung. »Auf ihm liegt unser Hauptaugenmerk«, sagt Viktoria-Trainer Hermann Geis, fügt aber an: »Mensengesäß hat eine ziemlich ausgeglichene und laufstarke Truppe. Hinten stehen sie sehr kompakt.« Die Zahlen belegen seine Aussage: Mit 14 Gegentoren hat die Eintracht die wenigsten der Liga kassiert – gefolgt von Eichenberg (15) und Brücken (19).

Sieben Punkte auf Platz eins
Für die Brückener kam im Hinspiel der Anschlusstreffer von Julian Bozem in der 90. Minute zu spät. Seither hat die Viktoria den Platz nicht mehr als Verlierer verlassen, zuletzt gelangen drei Siege in Folge. Dass der Rückstand des Zweiten auf Platz eins dennoch stattliche sieben Punkte beträgt, hat mehrere Gründe: Erstens hat die Viktoria noch ein Nachholspiel. Zweitens bremsten zwei Remis den Höhenflug.
Und drittens spielt der bislang einzige Bezwinger und kommende Gegner Mensengesäß eine beeindruckende Saison. 13 seiner 14 Partien hat der Tabellenführer gewonnen. Auf die eine Niederlage am fünften Spieltag (0:3 in Eichenberg) folgten neun Siege in Serie. »Wir sind völlig locker«, sagt dementsprechend der Sportliche Leiter der Eintracht, Willi Bathon. »Wir haben schon mehr erreicht, als wir uns vorgenommen haben.« Die Mannschaft habe auch das Glück, das in der Vorsaison fehlte.
Angetreten waren die Mensengesäßer mit dem Saisonziel »vorderes Mittelfeld«. In die Rückrunde geht der Kreisklasse-Absteiger als heißester Anwärter auf den Titel. »Wenn Mensengesäß am Sonntag gewinnt, kann man sie fast schon zum Meister küren«, meint Brückens Sprecher Heininger. »Schon für die Spannung in der Liga wird es Zeit, dass sie mal wieder verlieren.«
Viktoria-Trainer Geis glaubt nicht an eine Vorentscheidung – unabhängig vom Ausgang des Topspiels. »Das ist nicht die letzte Chance. Jede Mannschaft hat einmal einen kleinen Durchhänger.« Geis verweist auf die Eichenberger, die mit sieben Siegen gestartet waren, in der Folge aber nur noch zehn von 21 möglichen Zählern holten.
Neben Spitzenreiter Mensengesäß hat Brückens Coach den drittplatzierten FCE genauso weiter auf der Titel-Rechnung wie den Tabellenvierten KSV Heinrichsthal – »Hörstein eher weniger«.
Eintracht-Spielertrainer Matthias Röll, der vor der Saison von Germania Horbach gekommen ist, will sich an Prognosen nicht beteiligen. »Wir dürfen uns nicht auf unserem Erfolg ausruhen. Wer nicht hart arbeitet, erntet nichts.«

Viktoria fehlen zwei Verteidiger
Brückens Coach Geis sieht Mensengesäß klar in der Favoritenrolle. »Wir müssen Geduld haben und einen guten Tag erwischen.« Verzichten muss er weiterhin auf Angreifer Florian Safran, der schon die ganze Hinserie verpasst hat. Außerdem fehlen Außenverteidiger Marcel Ott, der vor zwei Wochen einen Kreuzbandriss erlitten hat, sowie Innenverteidiger Ralph Kern, der bei den Tischtennis-Bezirksmeisterschaften antritt.
Bei Mensengesäß sind seit rund einem Monat Steffen Jung und Maximilian Röll verletzt. Torwart Matthias Stadtmüller und Nachwuchsspieler Dennis Heininger plagte laut Coach Röll unter der Woche die Grippe. Für den Sportlichen Leiter Willi Bathon kein Grund zur Sorge: »Wir brauchen uns vor keinem Gegner verstecken. Wir haben eine junge, lernfähige Mannschaft, die ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.«
Voll des Lobes ist Bathon, der am Sonntag mit einem Punkt zufrieden wäre, für Spielertrainer Röll. »Er findet immer die richtigen Worte für die jungen Spieler.« Dass der 31-jährige Röll, der nach einer Rückenverletzung seit zwei Wochen wieder einsatzbereit ist, in Mensengesäß solchen Erfolg hat, nimmt Viktoria-Pressewart Heininger mit einem Augenzwinkern auf die eigene Vereinskappe: »Er wurde ja in Brücken ausgebildet.«

Keine Geheimnisse
Es gebe keine Geheimnisse, sagt Matthias Röll vor der Partie gegen den Verein, für den er vor seiner Zeit in Horbach aufgelaufen ist. »Brücken ist eine spielstarke und ballsichere Mannschaft.« Der Trainer des Spitzenreiters erwartet »einen heißen Kampf«.

Thorsten Schmitt
Quelle: Main-Echo vom 07.11.2014